Einige Tipps zum Gebrauch des Maksutov-Spiegelobjektivs:
Das Maksutov kostet nur wenige hundert Euro, bietet hierfür jedoch sehr gute Abbildungsleistungen. Allerdings erfordert der Umgang damit einige Übung und Sorgfalt.
Viele Käufer sind nach den ersten Aufnahmen enttäuscht, da diese weder scharf, noch richtig belichtet und teilweise sehr flau sind. So ist das Maksutov bei vielen Hobbyfotografen in Verruf gekommen.
Meist liegen die Ursachen jedoch in der falschen Bedienung des 1000mm-Objektivs, daher ein paar Tips zum richtigen Umgang damit:

Stabiles Stativ, stabiler Kugelkopf, stabiler Untergrund
Bei einer Brenweite von 1000mm (an der digitalen Kamera durch den Cropfaktor von 1,5-1,6 sogar bis zu 1600mm) ist ein sehr stabiles Stativ und ein guter Kugelkopf vonnöten.
Die Beine des Stativs ziehe ich ausserdem nicht vollständig aus, sondern jeweils nur 1-1,5 Stufen, um mehr Stabilität zu erreichen. Meist kniet man ja eh bei der Vogeljagd, um die Fluchtdistanz des Vogels zu verringern. Man sollte ausserdem darauf achten, daß die Beine des Stativs vollständig gespreizt sind und auf einem stabilen Untergrund stehen.
Im Falle von Waldboden sollte man das Stativ gut andrücken und darauf achten, dass nicht ein Bein zur Hälfte auf einem Stein, Stock o.ä. steht.

Hauptproblem manuelles Fokussieren!
Beim Fokussieren sollte man sich Zeit nehmen, die Scharfstellung muss wirklich exakt sein, was durch den aufgrund der Blende etwas dunklen Sucher ohne Hilfe von Schnittbildebenen sehr schwierig ist. Die Brennweite von 1000mm hat außerdem den Nachteil, dass die Tiefenschärfe sehr gering bis kaum vorhanden ist. D.h. beim Fotografieren von Vögeln reicht es nicht, das Federkleid scharf zu stellen, sondern man schon auf das Auge fokussieren, weil der Betrachter nur dann das Bild als scharf empfindet.
Von jedem Vogel, der mir vor die Linse kommt, mache ich möglichst viele Bilder. Das erste der Serie ist selten scharf, da die Angst, der Vogel könnte gleich wieder wegfliegen, meist grösser ist als die Sorgfalt beim Fokussieren.
Es macht Sinn, in einer Serie vom gleichen Motiv zur Sicherheit den manuellen Focus bewusst zu verstellen und wieder neu einzurichten. So sinkt die Gefahr, dass alle Bilder von diesem Motiv falsch fokussiert sind.
Der Kugelkopf sollte mindestens 8kg Tragkraft haben. Zwar wiegen Kamera+Tonne nur ca. 3 kg, doch wird der Kugelkopf durch Herumtragen der gesamten Montierung in der Natur stärker belastet als wenn das Stativ ruhig im Studio steht.

Spiegelvorauslösung und Fernauslöser Pflicht!
Bei Verschlusszeiten unter 1/125s ist die Benutzung der Spiegelvorauslösung an der Kamera erforderlich. Die Erschütterungen des Gehäuses durch den hochschwingenden Spiegel sorgen sonst nämlich bereits für ein leicht verwackeltes Bild. (siehe Beispielfoto links) Ich verwende zudem einen Kabelauslöser, natürlich eignen sich auch Funkauslöser.
Nach meiner Erfahrung gelingen ab einer Verschlusszeit von 1/125s auch scharfe Bilder ohne Spiegelvorauslösung. Bei diesen kurzen Zeiten kann man auch versuchen, mit Hand auszulösen. Der Kugelkopf wird hierbei etwas gelockert, dass er zwar eine Unterstützung bietet, aber auch ein Nachziehen erlaubt. Mit etwas Glück gelingen so auch Flugaufnahmen. Generell ist die Fotografie bewegter Objekte aber nicht Sache der Russentonne, das verhindert schon das schwierig zu bewerkstelligende Nachfokussieren.
[Bild 1: Fotografie einer Mönchsgrasmücke ohne Spiegelvorauslösung, 1/60s, 200 ASA mit Verwacklungseffekt, anklicken für 100% Ausschnitt]

Vorsicht bei Wind und anderen Erschütterungen
Wind ist ein grosser Störfaktor, selbst wenn das Maksutov auf dem Stativ angebracht ist. Man braucht bei Wind lediglich durch den Sucher zu sehen, um zu erkennen, wie der Bildausschnitt zu zittern beginnt. Selbst vorbeifahrende Autos am Rande einer Landstrasse können bei dieser Brennweite zu Verwacklungen führen!

Die richtige Belichtung
Auf die Belichtungsautomatik der Kamera sollte man sich nicht verlassen, wenn man Bilder mit der Russentonne schiesst. Ich lasse mir nach jedem Bild automatisch die Helligskurve im Kameradisplay anzeigen, um zu sehen, ob der gesamte Lichtbereich eingefangen wurde.
Werden viele Bilder am selben Standort gemacht, reicht es in der Regel, eine für gut empfundene Belichtungszeit manuell einzustellen, da sich die Belichtungsverhältnisse nicht so schnell ändern (sofern kein komplexes Licht-und Schattenspiel vorhanden). Eine Spotbelichtung ist empfehlenswert. Generell gilt bei der Digitalfotografie: lieber etwas zu dunkel als zu hell. Ein zu heller Schwan, bei dem man keine Zeichnung im Gefieder sieht, kann nachträglich nicht gerettet werden. Ist das Bild etwas zu dunkel geraten, kann es nachträglich aufgehellt werden und die Verluste im Bild halten sich in Grenzen.
Wie beim Fokussieren emfiehlt sich auch hier zur Sicherheit eine Serie unterschiedlicher Einstellungen.

Die Bildbearbeitung
Das Fotografieren mit dem Maksutov lohnt nur, wenn man nicht die Mühe der digitalen Nachbearbeitung scheut. Hier können Tonwert, Helligkeit und Kontrast korrigiert werden, oftmals ist auch eine Bildausschnittvergrößerung notwendig, da die Brennweite bei der Vogelfotografie nicht immer ausreicht, um formatfüllend zu arbeiten. Der abschliessende Scharfzeichnugsfilter darf ebenfalls nicht fehlen, um das Bild in seiner Endform noch zu verbessern.
Um die Nachteile des Spiegelobjektivs etwas auszugleichen, sollte man hierbei jedoch selektiv vorgehen und lediglich das Hauptmotiv mitsamt Vordergrund scharfzeichnen.
Entgegen anderslautender Behauptungen über das Maksutov sind die Hauptursachen für flaue Farben in Bildern eher eine falsche Belichtung oder ein schlechter Lichteinfall als das Objektiv selbst.

Spiegelobjektive benutzt man nicht! Oder doch?
Natürlich sind die beliebten Canon-L-Objektive ("die weisse Riesen") in der maximalen Bildqualität der Russentonne weit überlegen, da braucht man nicht zu diskutieren. Ausserdem besitzen sie Autofokus und sind wesentlich lichtstärker.
Und sie "bokeln" nicht, d.h. es gibt keine Unschärfekringel, wenn Gegenstände sich direkt hinter dem fokussierten Hauptmotiv befinden, diese sind bei Spiegelobjektiven bauartsbedingt nicht zu vermeiden.
Doch auf der anderen Seite gibt es den bekannten Spruch in der Vogelfotografie, dass Brennweite durch nichts zu ersetzen ist, außer durch noch mehr Brennweite.
Und in der Tat, selbst bei 1000mm Brennweite ist Wildlife-Vogelfotografie ein mühsames und zum Teil frustrierendes Geschäft, da die Fluchtdistanz der Vögel meist höher ist als die für gute Aufnahmen notwendige Annäherungsdistanz des Fotografen.
Eine 1000mm-Russentonne würde ich schon aus diesem Grund einem guten 400er Nichtspiegel mit 1,4fach-Konverter vorziehen, wenn es nicht gerade darum geht Enten im Stadtteich zu fotografieren oder Aufnahmen aus der Tarnhütte heraus zu machen.
Um die 1000mm mit Nichtspiegelobjektiven zu erreichen, muesste man schon einen 500mm mit einem 2x-Konverter oder ein 600er mit einem 1,7-fach-Konverter kombinieren. Da ist man bei den guten Canon L schon bei 5000-8000 Euro angelangt und stoeßt überdies auf ähnliche Probleme (Blende 8, Stativ, Spiegelvorauslösung, AF-Probleme). Wem diese Summe für ein bokelfreies Bild wert ist, ok. Aber man schaue sich zunächst die Bilder auf dieser Seite an und entscheide selbst, wie stark diese auf manchen Bildern stören.
Die meisten Bilder auf diesen Seiten sind allerdings ausschnittvergrößert und nicht unter optimalen Bedingungen gemacht und daher nicht immer als Referenz für die Maximalausbeute der Russentonne zu sehen.

Entspannen der optischen Elemente
Beim Kauf eines Maksutov sollte man darauf achten, dass es von seriöser Quelle ist, und dass vor allen Dingen der Hauptspiegel entspannt wurde. Dadurch wird eine bessere Bildqualität erreicht.
Das Entspannen kann man auch selbst vornehmen, ich selbst habe damit aber keine Erfahrungen gemacht und rate es nur handwerklich sehr versierten Menschen.
Mehr Informationen zum Entspannen der Russentonne auf http://www.ttc-astro.de/eeo/html/entspannung.html (externer Link)
Oftmals wird auch das Fokussieren über unendlich hinaus ermöglicht. Dieses Feature ist für die ornithologische Verwendung eher uninteressant, ist aber eine wichtige Anforderung der Astronomen, für die das Maksutov-Spiegelobjektiv ebenfalls ein begehrtes Objekt darstellt.